Panama ist wiederum eines dieser Länder Mittelamerikas, das viele unterschätzen. Panama = Panamakanal, so lautet die Gleichung. Bei unserer Rundreise durch den Süden Mittelamerikas präsentiert sich uns aber völlig überraschenderweise ein ganz eigener Mikrokosmos, der viele der Charakteristika Mittelamerikas wieder aufgreift. Es ist ein Land für Entdecker, die neben einem Wunderwerk der Technik einen Blick haben für die Ureinwohner des Landes, Interesse an kolonialen Festungen, Spaß an einem riesigen Angebot karibischer Strände und Neugierde auf eine Hauptstadt, die zu den lebendigsten des Isthmus zählt.
Panama la Vieja, das alte Panama: 1519 gründete Pedro Arias Dávila die Stadt an einer strategisch günstigen Stelle. Von ihr sieht man heute nur noch Ruinen, der berüchtigte englische Pirat Henry Morgan war schuld. Morgan wusste, wo er Reichtümer zu suchen hatte. Panama war der wichtigste Umschlagsplatz für lateinamerikanische Edelmetalle und Luxusartikel auf dem Weg nach Europa. Panama Stadt wurde wieder aufgebaut, zehn Kilometer weiter im Inland, und seither entwickelt sich die Stadt zu einer etwas chaotischen, aber liebenswerten Boomtown. An die alte Zeit vor dem Bau des Panamakanals 1904 erinnert noch das Casco Viejo, aber längst hat die moderne Stadt Platz für 900.000 Menschen geschaffen.
Szenenwechsel: Der Río Chagres ist der wichtigste Wasserlieferant des Panamakanals. Hier, nur vierzig Autominuten von der Hauptstadt entfernt, lernen wir auf unserer Rundreise durch Mittelamerika noch einmal eine ganz andere Welt kennen. Mit Einbäumen kommt man am besten voran auf dem Fluss durch den Dschungel, auf dem Weg zu dem Emberá. Die Ureinwohner Panamas, die auch in Teilen Kolumbiens siedeln, geben uns einen guten Einblick in ihre jahrtausendealte Kultur und können wortreich von den Herausforderungen der Moderne für ihr traditionelles Leben berichten.
Reden wir auf unserer Rundreise durch Mittelamerika abschließend über den Kanal, der Panama berühmt gemacht hat. Denn in Panama ist es neben der Natur vielmehr die Beherrschung der Natur durch den Menschen, die uns in den Bann schlägt: Der Panamakanal ist ein eigentlich wahnwitziges Projekt. 180 Millionen Kubikmeter Erdreich wurden ausgehoben und rund 20.000 Arbeiter starben an Unfällen, Krankheiten und Fieber vor der Eröffnung im Jahr 1914. 100 Jahre später passieren ihn rund 14.000 Schiffe jährlich und sparen sich so die Umfahrung Südamerikas. Dabei ist die Idee des Kanalbaus so alt wie die Entdeckung Amerikas selbst. Schon 1513 hatte Vasco Núñez de Balboa den Pazifik entdeckt, seither wurden erste Pläne geschmiedet. Und natürlich machte sich auch Alexander von Humboldt seine Gedanken. Aber erst die Industrialisierung machte den Kanalbau möglich und rentabel. Und seit dem jüngsten Ausbau 2016, das lernen wir am Ende unserer Rundreise durch Mittelamerika, können sogar Schiffe mit einem Tiefgang von bis zu 15 Meter die Wasserautobahn nutzen.